Hermann Mühlinghaus

Hermann Mühlinghaus sen. wurde am 25.01.1847 als Sohn des „Ackerers“ Wilhelm Mühlinghaus in der Spaniermühle in Lennep geboren. Am 12.06.1873 heiratete er die ebenfalls aus Lennep stammende Auguste, Tochter des Kaufmanns Franz Dan. Hammacher. 1872 hatte Hermann Mühlinghaus in einem Nebenhaus des heutigen Tocksiepen, beginnend mit einem Webstuhl, eine Textilfabrik gegründet. Aus diesen bescheidenen Verhältnissen hervorgegangen, gelang es dem Gründer durch unermüdlichen Fleiß und mit der ihm eigenen Willenskraft, sein selbstgeschaffenes Werk schon nach kurzer Zeit auf eine bemerkenswerte Höhe zu bringen. Sie wurde zu einer in weiten Kreisen des In- und Auslandes bekannten Trikotagenfabrik. Von guten Geschäftserfolgen begleitet, wurde der Betrieb von Jahr zu Jahr vergrößert. Tocksiepen wurde zu klein und nach dem Tode von Albert Keller wurde dessen Fabrikanlage am Thüringsberg angekauft, wo mit einer entsprechenden Anzahl bester Maschinen eine stets höhere Leistungsfähigkeit erreicht wurde. Im Jahre 1874 siedelte er für einige Jahre nach dem Bodensee über, wo er in Oberstaad bei Konstanz ein größeres Besitztum, eine Türkischrot-Färberei, übernahm. Die dortigen ungünstigen Wirtschaftsverhältnisse ließen aber einen entsprechenden Erfolg nicht zu. 

Hinzu kam noch das große Heimweh seiner Gattin und so erfolgte im Jahr 1888 die Rückkehr in die alte Heimat. In Lennep nahm Hermann Mühlinghaus den Betrieb mit frischer Kraft wieder auf. Anfang der 1890er Jahre wurde die damalige Streichgarnspinnerei von Karl Lambeck in der Diepmannsbach mit fortlaufend ausreichenden Aufträgen als Lohnspinnerei angeschlossen, die in wollgemischten Garnen besondere Spezialqualitäten für Trikotunterzeug fabrizierte. Die Firma Mühlinghaus befasste sich nun mit der Herstellung von Trikotunterzeugen aller Art und für alle Märkte und Klimate aus Mako, Baumwolle, Halb- und Reinwolle sowie Kunstfaser in Herren- und Damenartikeln. Das Prinzip, „immer vom Guten das Beste“ zu bringen, wurde schnell von allen Abnehmern anerkannt, sodass sich der Absatz nicht allein auf das Inlandsgeschäft beschränkte, sondern auch sehr bald auf den Export ausgedehnt wurde. Für jedes Land wurden die ihm eigenen Artikel hergestellt. 1904 starb Auguste Mühlinghaus und Hermann ehelichte im Jahr darauf Berta geb. Kluthe.

Nach dem Tode des Firmengründers selbst am 2.04.1911 übernahmen seine beiden Söhne Hermann (6.01.1875 - 19.02.1935) und Walter Mühlinghaus (22.04.1883 - 17.07.1950) mit Herrn Peter Boucke als Teilhaber die Firma und führten sie durch die Klippen der schweren Kriegs- und Inflationszeit erfolgreich hindurch. Der älteste Sohn des Gründers Hermann Mühlinghaus starb am 19.02.1935 im Alter von 60 Jahren nach längerem Leiden. In ihm verlor die Firma einen umsichtigen Unternehmer, dessen ganze Schaffenskraft dem Wachsen und Gedeihen seines Unternehmens gewidmet war. Vom 1.01.1916 – 26.02.1919 gehörte er dem Kollegium der Lenneper Stadtverordneten an. Er war kein Freund von „Reden zum Fenster hinaus“, sondern diente seiner Vaterstadt mehr mit seinem Rat in engerem Kreise. In der breiten Öffentlichkeit ist er weniger hervorgetreten, sah er doch in der Erfüllung seiner geschäftlichen Pflichten seine größte Lebensaufgabe.

Die Firmengebäude am Thüringsberg beherbergen heute die Lebenshilfe und im ehemaligen Wohnhaus der Familie Mühlinghaus an der Lüttringhauser Str. 21 befindet sich nun ein Kindergarten.

Quellen: Dr. Wilhelm Schmidt: www.lennep.eu, Archiv der Evangelischen Kirchengemeinde Lennep